Stell dir vor, du sitzt mit einem Kind am Tisch und erklärst eine Aufgabe. Das Kind hört dir aufmerksam zu, doch du merkst, dass es deine Erklärung nicht vollständig verstanden hat. Ein fragender Blick oder die leise Nachfrage „Wie war das nochmal?“ zeigen dir, dass du wiederholen musst. Manchmal kommt aber weder ein Blick noch eine Frage. Deswegen ist es neben der Kommunikation auch wichtig, die kleinen, unsichtbaren Signale wahrzunehmen. Diese Momente verdeutlichen dir, wie wichtig klare Kommunikation für das erfolgreiche Lernen ist.
In unserer heutigen Zeit prasseln ständig Reize auf Kinder und Erwachsene ein. Verständliche Sprache ist damit zu einer wertvollen Ressource geworden. Eine klare Kommunikation ist sehr wichtig und ein zentrales Element für Orientierung und Sicherheit sowie für die Lernfreude.

Was bedeutet klare Kommunikation in der Lerntherapie?
In der Lerntherapie bedeutet eine klare Kommunikation, Inhalte so zu vermitteln, dass sie vom Kind oder Jugendlichen verstanden, angenommen und umgesetzt werden können. Das heißt, präzise und wertschätzend zu sprechen, die Botschaft klar zu strukturieren und dabei immer flexibel auf das Kind einzugehen.
Wichtige Aspekte dabei sind:
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Aufgaben in kleine, nachvollziehbare Schritte unterteilen.
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Inhalte mit Gesten, Bildern oder Symbolen verdeutlichen.
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Rückmeldungen so formulieren, dass sie motivieren.
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Erklärungen bei Bedarf wiederholen und das Verständnis aktiv überprüfen: „Was hast du verstanden?“ oder „Kannst du mir das mit deinen eigenen Worten erklären?“
Warum ist das heute besonders wichtig?
Wir leben heute in einer Zeit großer Schnelllebigkeit. Informationen wechseln im Sekundentakt. Pausen zum Verarbeiten sind selten. Für Kinder und Jugendliche bedeutet das, dass sie von einer Vielzahl an Informationen umgeben sind, oft ohne ausreichende Möglichkeiten, diese zu filtern.
Hinzu kommt die Vielfalt der Sprach- und Bildungshintergründe. Wir leben in einer Welt mit unterschiedlichen kulturellen und familiären Prägungen. Jedes Kind bringt individuelle sprachliche Voraussetzungen mit. Deshalb ist es wichtig, sich auf die Sprache und den Ausdruck des Gegenübers einzustellen.
Fehlen Klarheit und Verständlichkeit, entstehen schnell Unsicherheiten. Gedanken wie „Habe ich das jetzt richtig verstanden?“ oder „Ich bin wohl zu doof“ können auftreten – und diese inneren Zweifel schränken die emotionale Sicherheit der Kinder erheblich ein.
Kernelemente klarer Kommunikation in der Lerntherapie
Die Kernelemente klarer Kommunikation sind vor allem:
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Einfache und strukturierte Sprache – kurze Sätze, ein Gedanke pro Satz.
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Visualisierung – Farben, Symbole und Bilder nutzen; Kinder dürfen eigene Zeichen oder Bilder gestalten.
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Aktives Zuhören und Nachfragen – paraphrasieren, umformulieren lassen, Verständnis aktiv prüfen.
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Nonverbale Signale beachten – Mimik, Körperhaltung und Stimme deuten und einbeziehen.
Häufige Stolperfallen – und wie man sie vermeiden kann
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Zu viele Informationen auf einmal → Stoff in kleine Abschnitte gliedern.
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Fachbegriffe ohne Erklärung → Begriffe erläutern und die Sprache der Kinder aufnehmen.
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Fehlende Rückmeldung → aktiv nachfragen und Wiederholung in eigenen Worten erbitten.

Praxisbeispiele
Vorher: „Du musst die Silben trennen und dann nochmal richtig lesen, bevor du die Aufgabe weiter machst.“
Nachher: „Erst Silben trennen. (Pause) Dann noch einmal lesen. (Pause) Danach weiter.“
Vorher: „Bitte denkt daran, die Hefte abzugeben, wenn ihr fertig seid, sonst kann ich nicht weitermachen.“
Nachher: „Wenn du fertig bist, lege dein Heft hier hin. (zeigt auf Platz) Dann geht es weiter.“
Beispiel: Textaufgaben in kleinen Portionen
Ein Kind sieht ein Arbeitsblatt mit fünf Textaufgaben und fühlt sich sofort überfordert. Durch das Zerschneiden des Blattes in einzelne Aufgaben entsteht Klarheit. In der nächsten Stunde gibt es gleich vorbereitete Aufgaben-Kärtchen. So wird Schritt für Schritt gearbeitet: erst lesen, dann markieren, dann rechnen.
Vorher: „Hier sind fünf Aufgaben, löse sie der Reihe nach.“
Nachher: „Wir starten nur mit Aufgabe 1. (gibt Kärtchen) Lies die Frage. (Pause) Was ist der erste Schritt?“
Impulse für den eigenen Arbeitsalltag
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Reflexionsfrage: Wie oft überprüfe ich, ob meine Botschaft angekommen ist?
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Mini-Übung: Gib eine Anweisung und lass sie in eigenen Worten wiederholen.
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Checkliste: kurz – klar – konkret – kontrolliert.
Schlussgedanke
Klare Kommunikation ist vor allem eine Haltung. Sie zeigt: Ich möchte, dass du mich verstehst und dich sicher fühlst. In der Lerntherapie ist sie wie ein gut sichtbarer Weg im Wald – sie bietet Orientierung, macht Möglichkeiten sichtbar und schenkt Sicherheit.
Für uns als Fachkräfte bedeutet das: Wir dürfen immer wieder nachfragen, erklären, wiederholen und auch die leisen Signale wahrnehmen. Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern darum, Kindern und Eltern das Gefühl zu geben: Hier werde ich verstanden. Wenn wir das schaffen, entsteht Vertrauen – und Vertrauen ist die Grundlage, auf der Lernen wachsen kann.
Hinweis: Text- und Bildmaterial dieses Beitrags wurden teilweise mit Unterstützung von KI-Tools (z. B. ChatGPT, Adobe Firefly) erstellt und anschließend redaktionell überarbeitet.
Liebe Anja, danke für diesen wunderbaren Blogartikel. Klare Kommunikation ist in allen Bereichen des Lebens wichtig.
Denkpausen sind in unserer schnelllebigen Zeit so wichtig. Das erlebe ich auch in meiner Seminartätigkeit.
Herzliche Grüße von Anita